Malaysia: Georgetown – Straßenkunst und Küche

28.12.2016 – 2.1.2017
Die Insel Penang mit ihrer Hauptstadt Georgetown wird im Reiseführer und in diversen Foren als hippes, südostasiatisches Multikultizentrum, mit Straßenkunst- und Küche sowie einer Weltkulturerbe-Altstadt angepriesen. Das klang verlockend, um dort einige Tage und gleich auch Silvester zu verbringen – in so einer vielfältigen Stadt sollte doch einiges los sein.

Die Busfahrt von Kuala Lumpur nach Penang war lang (eh scho wissen: Public Holidays) und  grün. Links Palmendschungel, rechts Palmendschungel und in der Mitte die Autobahn. Schön zum Ansehen (der Dschungel – so viel Grün ist kaum zu fassen), aber doch etwas fad auf die Dauer 😉

Grundsätzlich war die Anreise aber durchaus spannend, denn es gab kein Busticket nach Georgetown zu kaufen, sondern nur entweder nach Butterworth am gegenüberliegenden Festland, sowie an zwei weitere Stellen auf der Insel, die aber beide nicht Georgetown hießen. Wir kauften also ein Ticket nach Penang, weil es der Verkäufer so empfohlen hatte; auf der Anzeige des gebuchten Busses stand dann beim Einsteigen allerdings „Butterworth“. Eh wurscht, irgendwo werd ma scho hinkommen..

Der Bus blieb dann auch in Butterworth am Fährhafen stehen und gegenüber konnten wir Georgetown sehen. Einige Fahrgäste steigen aus. Weiter entfernt im Süden gibt es auch eine Brücke, die auf die Insel Penang führt. Keine Ahnung, welcher Weg für uns der bessere sein könnte, auf dem Ticket war nichts erkennbar und  dem Busfahrer wars auch egal wie lange wir drin sitzen bleiben. Weil die Brücke so cool war (immerhin  13,5km lang und 6 spurig) beschlossen wir weiterzufahren. 

Wir landeten auf einem Busbahnhof, 15 km vom Zentrum Georgetowns entfernt und mit dem Taxi waren wir dann überraschend schnell bei unserem Hotel mitten im Weltkulturerbe-Zentrum.  Dort angekommen, wurde schon der angekündigte Mix der Kulturen deutlich: rechts vom Hotel eine chinesische Pagode, links vom Hotel eine Moschee. Das kleine Fenster in unserem Zimmer hatte eine Doppelverglasung und die war ein Segen (göttlich?), vor allem wenn frühmorgens lautstark quasi direkt unter unserem Bett zum Gebet gerufen wurde.

Georgetown ist wirklich ein Ort der unterschiedliche Ethnien: Chinesen, Inder, Malayen, nicht zu vergessen die Ethnie der Touristen friedlich vereint und doch in Stadt-Viertel, Bezirke, Gebiete getrennt.
Hindi-Tempel, Pagoden, Moscheen , chinesische Gold-Läden, indische Supermärkte, touristische Souvenirläden.
Märkte mit einem Angebot von muslimischer Kleidung bis zu FlipFlops, Bausünden moderner „Architektur“ neben historischen Bauten, Pfahlhäuser der ersten chinesischen Einwanderer ins Meer hineingebaut, alte chinesische Clan-Häuser, moderne Hotelburgen, Shoppingmalls und Street-Food-Stände und Backpacker-Quartiere.
Alles auf einem Haufen. Und das beste daran: man kann in ca. 2 Stunden zu Fuß all das besuchen!

Besonderes Highlight sind die Straßen-Kunstwerke: 2012 wurde der littauische (!!!)  Künstler Ernest Zacharevic beauftragt, die historischen Mauern einiger Gebäude im Zuge des Georgetown Festivals zu verschönern. (Mehr tolle Projekte auf seiner Homepage).

Und so kann man quasi als Schnitzeljagd durch die Stadt hirschen (wie die meisten Touristen), um die einzelnen Kunstwerke zu finden. Bei über 30 Grad durchaus eine Herausforderung, manche der Werke auch gut in Hinterhöfen versteckt und von Witterung, Meeresluft, Sonne und Regen auch zum Teil schon stark in Mitleidenschaft gezogen.

Dennoch – zum Teil wirklich tolle Ideen und schöne Motive, die auch schon Nachahmer gefunden haben.

Dazwischen stößt man auf seltsame Hotels (Kompakthotel), koloniale Bauten von Regierung und Schifffahrt, Hotels und religiöse Stätten (fast) aller Konfessionen. 

Da wir gerade zufällig bei einem alten chinesischen Clan-Haus (Wohnhaus reicher chinesischer Einwanderer) vorbeikamen, als eine Führung stattfand, sind wir gleich mit hinein.  Eine illustre ältere Chinesin erzählte uns daraufhin eine dreiviertel Stunde lang im Foyer des Hauses die gesamte Lebensgeschichte des Erbauers und die Prinzipien des Fengh Shui, danach über die langwierige Restaurierung des durch die Nachkommen des Erbauers völlig verwahrlosten Hauses. Ach ja, hineinschauen durften wir auch ein bisserl 🙂

Georgetown soll laut Reiseführer die Essenshauptstadt Südostasiens sein, da es aus allen Regionen Spezialitäten gibt und vor allem die Essensstandeln auf der Straße keinesfalls versäumt werden dürfen. Also gleich am ersten Abend hin zu den Ständen: Dort raucht der Wok, und vor jedem Standel stellt sich eine Schlange von Menschen an. Das blöde daran: man kann sich eigentlich nirgendwo gemütlich hinsetzen um zu Abend zu essen, sondern es ist in erster Linie heiß und irgendwie hektisch. Auf jeden Fall nicht das Richtige nach einer siebenstündigen Busfahrt.

Zum Glück fanden wir gleich in der Nähe einen chinesischen Restaurant-Familienbetrieb wo sogar – für malayische Verhältnisse – das Bier leistbar war. Neben allerlei Nudel- Reis- und Stir-fried Gerichten (Pfannengerührtes in der Diktion unserer Lieblingsnachbarn) wurde aber auch von der Mama?/Oma?/Uroma? des Lokals ein mobiler Dampfgar-Wagen durchs Lokal geschoben, wo es Dim-Sum  (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Dim_Sum), Wan-Tan (https://de.wikipedia.org/wiki/Wan_Tan) und süße Bun’s (zb: http://www.chinasichuanfood.com/homemade-red-bean-buns/) frisch gedämpft zum Aussuchen gab. 
Also Teigtascherl mit Füllungen aus Schwein/Fisch/Meeresfrüchten (Dim-Sum, Wan-Tan) bzw. Mini-Germknödel mit süßem rotem Bohnenpüree gefüllt).

Dort sind wir mit einem Kanadier mit chinesischen Wurzeln ins Gespräch gekommen und er hat uns einen Streetfood-Markt in Georgetown empfohlen, auf dem man bei verschiedenen Standeln aussuchen und sich dann aber auch bequem hinsetzen kann.

Damit war auch unsere zweite Lieblingsnahrungsquelle gefunden: der sogenannte Red-Garden, ein abends geöffnetes überdachtes Areal, wo man von frischem Fisch, diversen Meeresfrüchten, Schnecken und sonstigen Seltsamkeiten über chinesisches (nicht unbedingt vergleichbar, was man bei uns so vom Chinesen kennt) bis zu Backhendl und Pizza alles bekommt. Besonders gut gefallen hat uns ein Fisch namens „Stingray“, dieser war filettiert aufgeschnitten wie ein Fächer, wurde auf einem Bananenblatt gegrillt und häufig bestellt. Kann also nicht schlecht sein, deshalb haben wir es auch probiert obwohl wir keine Ahnung hatten, was das sein könnte. Geschmeckt hat es super und im Hotel haben wir´s dann gegoogelt: Stingray heißt Stachelrochen und ist eine Spezialität in der Region.

Für den kleinen Hunger zwischendurch bietet sich das Gericht „Chicken-Rice“ an: Huhn und Reis, der in der Hühnersuppe gekocht wird. Leicht und gut, könnte Christls Lieblingsessen sein 🙂

Und fürs „Essen“ gibt es sogar ein Museum – XXlarge 🙂
Aufs Hineingehen haben wir aber verzichtet…

 
Nicht bei jedem Gericht weiß der ahnungslose Europäer, was alles drinnen ist: Beim kantonesischen gebratenen Reis, waren neben Shrimps auch ganz kleine rote Würfelchen drinnen. Wir haben den chinesischen Wirt gefragt, was das ist, er sagte „Schweinefleisch“.  Zitat Joachim: „Ist dir eigentlich aufgefallen, dass es hier im Gegensatz zu Thailand weder streunende Hunde noch Kakerlaken gibt?“ Bei den Hunden können wir Entwarnung geben: Zumindest Pudel haben wir getroffen 🙂

Auf Penang kann man alles mit dem öffentlichen Bus erreichen – man zahlt für ca. eine Stunde Fahrt im gut klimatisierten Bus weniger als einen Euro pro Ticket. Man muss sich nur etwas wärmer anziehen, damit man nicht steifgefroren aussteigt.

Weil sich der Joachim für´s Kochen und die Uschi für den Garten interessiert durften wir einen Ausflug in den „Tropical Spice Garden“ natürlich nicht verpassen.

Und weil wir ja Land und Leute kennelernen möchten, durfte auch eine Fahrt mit der Standseilbahn (wie die Schloßbergbahn!!!) auf den Penang Hill, das Hauptausflugsziel malayischer Familien nicht fehlen.  Anstellen sind wir ja eh schon gewohnt…

Georgetown hat unsere Erwartungen großteils erfüllt – die angeblich „hippe Metropole“ hat allerdings abends noch deutlich Luft nach oben. In einer kleinen Straße, der „Love Lane“ ist ein bisserl was los – zumindet kann man in Gesellschaft anderer Menschen ein Bier trinken. 

Daher gestaltete sich die Suche nach einem Silvesterevent nicht gerade einfach: Außerhalb der Stadt gibt es Shopping-Malls, wo Party mit Feuerwerk angekündigt war. Silvester im Einkaufszentrum? Naja.. Im Hotel sagte man uns, dass es an der Promenade am Meer auf der sogenannten „Esplanade“ traditionell ein Feuerwerk gibt. Um ca. 22:30 Uhr schauten wir mal, was dort so läuft und stellten fest: gar nichts! Die Promenade und die große Wiese war gut besucht von muslimischen Familien und jungen Leuten, die dort herumsaßen und warteten bis es Mitternacht wird. Nix Silvestermeile: keine Musik  und – weil muslimisch – auch keine Drinks! Was lernen wir daraus: der Genuss von Fruchtshakes trägt nicht wesentlich zu einer Partystimmung bei.
Zum Glück hatte unser nettes Hotel „Chulia Mansion“ eine Roof-Top-Bar und so beschlossen wir dort auf das neue Jahr anzustoßen. Es gab Rotwein und sogar ein paar Raketen konnten gesichtet werden. Liebe Silvia, es war also so fast so wie letztes Jahr bei dir in Unterpremstätten, nur wärmer und ihr habt uns gefehlt 🙂

Und apropos Feiern: im Hof gegenüber von unserer Terasse wurde ein Hochzeit gefeiert, sehr nett 🙂 vor allem die „just-married-Rikscha“

Mit dem neuen Jahr wurde es Zeit für neue Reisepläne: ursprünglich wollten wir weiter auf die malayische Insel Langkawi, um dort ein bisserl im Meer zu planschen und uns dann weiter schön langsam von Südthailand bis Bangkok zu bewegen. Da es aber in Langkawi nur überteuerte wenig attraktive Hotelburgen zu geben scheint und der erhoffte lauschige Bungalow nicht auffindbar war, gab es eine Programmänderung: Zurück mit uns nach Vietnam, denn wir haben noch nicht auf der tropischen Insel Phu Quoc gebadet und durchs Mekong-Delta sind wir auch noch nicht geschunkelt. 

In diesem Sinne: Tschüß Malaysia und ab nach Vietnam!

 

 

 

 

 

← Vorheriger Beitrag

Nächster Beitrag →

2 Kommentare

  1. Hallo!
    Wow! Echt sehr kreative Straßenkunst!
    Phu Quoc wird euch gefallen! Und ohne dem Mekong Delta dürft ihr nicht heim!
    Viel Spaß weiterhin!
    LG Petra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert